Die Innovation Cell™ als Startpunkt von Innovation Speedboats

11/02/2021

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Martin Friis-Petersen, Senior Vice President MRO Programs bei der MTU Maintenance, setzt auf die Innovation Cell™, um in kurzer Zeit komplexe Innovationsvorhaben zu beschleunigen.

3DSE: Herr Friis-Petersen, Sie haben sich bereits mehrfach für den Ansatz der Innovation Cell™ entschieden. Warum?

Martin Friis-Petersen: Wir haben uns für die Innovation Cell™ entschieden, weil wir in ihr ein strukturiertes Vorgehen sehen, um Innovationen zu realisieren. Für mich ist sie mittlerweile eine bewährte Methode, um den Grundstein für neue Produkte, Services oder Geschäftsmodelle zu legen. In unserer letzten Innovation Cell™ ging es zum Beispiel um die zentrale Frage, wie man unsere fundierte Triebwerkserfahrung mit den Potenzialen von künstlicher Intelligenz und Data Analytics kombinieren kann, um so zusätzlichen und neuen Mehrwert für unsere Kunden zu generieren.

3DSE: Wie zufrieden sind Sie als MTU-interner Auftraggeber mit den Ergebnissen?

Martin Friis-Petersen: Jeder von uns ist mit einem bestimmten Zielbild in die Innovation Cell™ gegangen. Spannend war, dass keiner mit seinem ursprünglichen Zielbild wieder aus der „Zelle“ herausgekommen ist. Auch Kunden waren in die Definition der Problemstellung und die Erarbeitung möglicher Lösungen im Rahmen der Innovation Cell™ involviert. So sicherten wir von Anfang an, dass das zu entwickelnde Produkt höchst relevant und sinnvoll für den Markt wird. Es sind sehr viele neue Impulse und eine Bandbreite an Lösungsansätzen entstanden, die dann wieder konsolidiert wurden. Ich bin deshalb in Summe sehr zufrieden mit der Innovation Cell™. Vor allem mit den konkreten Ergebnissen, die von unserem Team und – ganz entscheidend – den Kunden, mit Unterstützung der 3DSE, erarbeitet wurden.

Außerdem ist mir immer wichtig, dass ein Team Energie und Begeisterung für das Innovationsthema ausstrahlt. Auch das war in den acht Tagen definitiv zu spüren. Dies obwohl der Lernprozess, den das Team während einer Innovation Cell™ durchläuft, kein leichter ist. Es ist aber bewusst gewählt, um das Team „zusammenzuschweißen“ und dadurch Kreativität zu generieren. Am Ende wurde vom Team das vermutete Potenzial des Themas bestätigt und klar definierte und priorisierte Ergebnisse erarbeitet, die wir nun direkt umsetzen.

3DSE: Welche Rahmenbedingungen sollte eine Führungskraft schaffen, um Innovationen nicht nur anzustoßen, sondern auch umzusetzen?

Martin Friis-Petersen: Allen voran muss man Begeisterung schaffen. Man muss Inspiration, eine Vision und ein anspruchsvolles Ziel vorgeben. Und man muss natürlich Rahmenbedingungen im Sinne von Ressourcen, also Zeit und Geld, schaffen. Zudem spielt die Teamkonstellation eine wichtige Rolle. Mein Motto hierfür ist „Brain, Passion, Experience“: Man braucht Teammitglieder mit speziellen Kompetenzen. Teammitglieder, die für das Innovationsthema brennen, und Teammitglieder, die bereits Erfahrung in einem spezifischen Themengebiet gesammelt haben.

Auch die Innovation Cell™ verlangt per se eine interdisziplinäre Teamkonstellation, um eine ganzheitliche Betrachtung des Problems sowie der möglichen Lösungen zu erreichen. Das war natürlich auch für unser Data-Analytics-Thema und die Entwicklung von unserem Produkt „Cortex“ besonders wichtig. Während des Projekts unterstütze ich meine Mitarbeiter dabei, auch eine unternehmerische Sicht auf Dinge zu bekommen und zu behalten. Mir ist es wichtig, den „Entrepreneurial Spirit“ zu wecken. Hier sind Transparenz und Messbarkeit entscheidende Faktoren.


3DSE:
 Wie geht die MTU mit den Ergebnissen der Innovation Cell™ nun weiter vor?

Martin Friis-Petersen: Die Ergebnisse der Innovation Cell™ wurden direkt von unserem MTU Inno Lab in einem interdisziplinären Team weiter vorangetrieben. Dabei hatten wir drei intern und extern besetzte Subteams, die selbstständig und eigenverantwortlich auf das Ziel eines Minimum Viable Products (MVP) hinarbeiteten. Eine Einbindung des Auftraggebers erfolgte nur nach dem Pull-Prinzip. Wenn also Bedarf bestand. Mit Fertigstellung des MVPs wurde die Initiative aufgrund des absehbaren Erfolgs in eine Linienorganisation überführt und ein eigenes Team dafür aufgebaut – und das alles in einem Zeitraum von nur 10 Monaten.

Heute haben wir ein Produkt, das patentiert und marktreif ist. Es nennt sich Cortex und generiert auf Knopfdruck Triebwerksflottenpläne für unsere Airline-Kunden. Ein solches Produkt existiert noch nicht auf dem Markt und bündelt MTU’s Triebwerksexpertise. Das Produkt hat enorm viel Potenzial, wird als Alleinstellungsmerkmal der MTU gesehen und die nächsten Jahre in der Linienorganisation fokussiert weiterentwickelt.

3DSE: Würden Sie den Ansatz der Innovation Cell™ weiterempfehlen?

Martin Friis-Petersen: Absolut. Ich persönlich bin schon zum zweiten Mal Auftraggeber einer Innovation Cell™. Ich rate den Innovation-Cell™-Ansatz speziell für Innovationsthemen zu wählen, die einen gewissen Grad an Komplexität mit sich bringen. Es sollte ein Thema sein, zu dem es nicht nur den einen optimalen Lösungsansatz gibt. Man kann einfach keine linearen Problemlösungsansätze auf nichtlineare Probleme anwenden. Unser Triebwerksflottenmanagement-Data-Analytics-Thema beispielsweise war hierfür genau richtig. Um neue Innovationsfelder im Unternehmen solide anzugehen, ist eine gewisse Systematik essenziell. Der Ansatz der Innovation Cell™ hat sich hierfür bewährt. Der kompakte Lern- und Gestaltungsprozess hat uns einen großen Schritt weitergebracht. So ein Erfolg braucht natürlich auch seine Zeit. Die typischen acht Tage der Innovation Cell™ sind absolut notwendig, um den Prozess zu durchlaufen und eine Dynamik zu generieren – und zwar von allen Teilnehmern.

3DSE: Herr Friis-Petersen, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Informationen zu Innovation Cell™

Die Innovation Cell™ zielt darauf ab, innerhalb von acht Tagen in einem interdisziplinären Team belastbare Durchbruchslösungen für High-Risk/High-Impact-Herausforderungen zu generieren.

Dies können Lösungen für neue Produkte, Services oder Geschäftsmodelle in einem dynamischen Marktumfeld sein. Gemeinsam durchläuft das Team eine Lern-, Gestaltungs- und Produktionsphase, um den Sprung zur nächsten Innovation-S-Kurve zu erreichen. Zusätzlich arbeitet das Team mit potenziellen Kunden direkt zusammen und erhält regelmäßig Jury-Feedback zu den aktuellen Ergebnissen. Neben den konkreten Ergebnissen (Lösungsansätze, deren Business Cases und Implementierungs-Roadmaps) schafft die Innovation Cell™ das Momentum zur weiteren Umsetzung der Ergebnisse im Unternehmen. Die Innovation Cell™ ist eine Methodik unseres Kooperationspartners Phasix und wird zusammen mit diesem angeboten.

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Autor

Philip Kloibhofer

Philip Kloibhofer war Manager bei 3DSE Management Consultants GmbH in München. Mit über 8 Jahren Erfahrung in der F&E-Beratung von Technologieunternehmen besitzt er exzellente Branchenkenntnisse u. a. in Automotive, Transportation und Aerospace. Seine Kernkompetenzen sind die ganzheitliche Optimierung der F&E, das Management und die Umsetzung von Innovationen sowie die agile Produktentwicklung. Seine Qualifikationen als Scrum Master, Innovation Cell® GreenBelt und Design Thinking Coach runden sein Profil ab.